„Drittes Bild: Wie die Loge nur zu gerne nach Singapur verreist wäre, um dort das Allerheiligste in der Kunst zu veruntreuen: den Schilling“

Kaum abgelebt wandelt sich Martin Kippenberger vom schwierigen Gegenwartskünstler, mit dem viele Kunstinstitutionen und Kunstbetriebsfunktionäre nicht recht umzugehen wussten, zu einem der bedeutungsgesättigten, meistbeachteten und also teuersten deutschen Künstler des vergangenen Jahrhunderts.
Hingegen um die Loge wird es ruhig, fast als wäre sie von ihrem Phlegmaprogramm nun ganz aufgerieben worden. Die noch lebenden Mitglieder, all voran Jörg Schlick, versuchen aber dennoch den Slow-Down auszubremsen. Da aber begab es sich, dass Jörg Schlick auf Einladung des Grazer Kunstfestivals Steirischer Herbst eine Ausstellung kuratieren sollte. Und hier wiederum reicht die Lord Jim Loge das Projekt ein, sich mit öffentlichen Fördergeldern eine Woche lang in einem Luxushotel in Singapur einzumieten, um davon wiederum eventuell – zwischen sieben Bierchen – ein paar Fotos zu schießen, die dann auf dem Steirischen Herbst gezeigt werden können, wenn wer das will. [$* Achtung Anmerkung: Wen mich nicht alles täuscht, war die Sache mit Singapur noch vor der documenta. Eventuell müsste das noch mal wer checken…]
All das entspricht zwar durchaus den üblichen Gepflogenheiten internationaler Kunstprojekte, will aber nicht zuletzt im Titel „Dank an den österreichischen Steuerzahler“ den Skandal, für den sich die rechte Kronen-Zeitung durchaus offen erweist. Ihr kalkulierbares Ressentiment gegen moderne Kunst und ihre selbsternannte Anwaltschaftsrolle für die armen „kleinen Leute“ lässt sich dergestalt gut für die Ziele der Lord Jim Loge einspannen. Schließlich haben da ja beide etwas davon, und allen ist geholfen. Es funktioniert gewissermaßen exakt wie die berühmte Sozialpartnerschaft der Guten mit den Bösen im Hollywoodkino. Dieser erstklassige österreichische Qualitätsskandal markiert auch den Gipfelpunkt und zugleich das Ende der produktiven Phase der Lord Jim Loge.