Unsere Kultur und unsere Kommunikation
Stand 8. Jänner 2001

Ein Kulturschaffendendramulett in mehreren Teilen
 

Vorgeschichte:
"Auf Initiative der Kunst-Stücke findet ein "work in progress" statt. Künstler sind eingeladen, sich mit der Kunst und Ausstellungssituation im Jahr 2068 zu beschäftigen. Anlass ist die erste Kunst-Stücke Sendung am 11. 01. 2001 in der Stanley Kubricks "2001 Odyssee im Weltraum" Anlass für einen Themenabend "Utopien und Visionen" ist."
(zitiert aus der Kunst-Stücke Aussendung)

21. Dezember 2000:
Durch einen Anruf vom ORF wird monochrom beauftragt zwei Plakate zu entwerfen, die sich mit dieser Vorgabe künstlerisch auseinandersetzen sollen. Gleichzeitig sollen die Kunst-Stücke und die Ausstellung beworben werden.

26. Dezember 2000:
"Kunst und Ausstellungssituation im Jahr 2068"??? Hää? Naja, ok. 
Wir designen folgende Plakatentwürfe:

Plakat 1: Bartuschek

Plakat 2: Pruva
29. Dezember 2000:
Es gibt das Ok von der Kunst-Stücke Redaktion.

30. Dezember 2000:
Die beiden Plakatsujets werden zu Repacopy Wien 1 zur Vergrößerung auf 238x504 cm gebracht. Die Frage, ob diese Kopie wasserfest und plakatierbar sei, wird bejaht.

2. Jänner 2001:
Ein Angestellter von Repacopy meint nun, dass er einen Kollegen gefragt habe und dieser meint die Kopien wären "doch eher nicht so wasserfest". Genervt und im Zeitdruck werden die xxx Schilling bezahlt.

Abb.: eine der leeren Plakatwände

Danach werden die Plakate in 1010 Wien (Lothringerstr. ggü. 3/Karlsplatz ggü. 5-6) sowie in 1070 Wien (Neubaugürtel 6) affichiert. Stark befahrene Straßen. Eine Drecksarbeit da a) Fingerzerfrierungen und b) vorbeibretternde Lastwagenfahrer. Warten wir nun, wie lange die Plakate bis zur Totalverwitterung bestehen, Wettbüros sind informiert.

3. Jänner 2001:
Nach einem nächtlichen Regenguss sind die Plakate bereits zu 50% aufgelöst und sehen furchteinflößend aus.

Abb.: ein öffentlich-rechtliches Logo

Wir prägen die Bezeichnung "Farbkonturverlaufsapfelmännchen", wobei die Anspielung auf das Mandelbrot-Fraktal willkürlich und nicht mathematisch begründbar ist.
Der ORF meint, dass das so nicht bleiben kann. Wir sollen die Sujets doch per Hand anbringen.

3. Jänner 2068:
Die Copyshops sind billiger und besser und gehören dem Volk.

4. Jänner 2001:
Die Plakate werden heruntergerissen und landen auf einer Gestette.

Allein der geliebte Bartuschek konnte gerettet werden. Die kantige Visage hat die Feuchtigkeit unter geringer Verwischung überstanden.

5. Jänner 2001:
Wir entscheiden uns das Zeug mit schwarzem Kunstharzlack wieder raufzumalen. Das sieht typographisch nicht mehr so korrekt aus. Erinnerungen an frühe Volksschul-Schönschreibstunden werden wach.
J. Grenzfurthners einzige Hose ist ruiniert.
Wir finden künstlerische Freiheit im Pfusch (ergo: Trash). Die Explosion des Mondes auf Plakat 2 wird durch ein großes "BUMM" abstrahiert. (Naja.)

5. Jänner 2068:
Lacke sind total super und machen nichts mehr dreckig.

6. Jänner 2001:
Das ORF Logo und die Ausstellungsankündigung fehlen noch. Wir entscheiden uns das alles mit wasserfesten Wachsmalstiften hinzumalen.

8. Jänner 2001:
Anruf von der Kunst-Stücke Redaktion in Form einer Person namens Andrea S. (ja, genau die). Es sei schon zu Beginn ein Kommunikationsfehler passiert. Das Plakat kann von den vorbeifahrenden Autofahrern nur gelesen werden, wenn die Schrift sehr groß ist. So groß, dass eigentlich nur Kunst-Stücke und die Ausstellungsankündigungen draufpassen und sonst eigentlich eh nicht mehr viel. Das hätte von Anfang an passieren sollen, wurde uns aber falsch kommuniziert. Der Plakatentwurf "enttäuschte also". Die Sache mit 2279 verstehe sie überhaupt nicht, wenn es doch um 2068 geht.
Das Plakat wird jetzt vom ORF komplett heruntergerissen, neu weiß plakatiert und groß Kunst-Stücke draufgesprayt.

8. Jänner 2068:
Wir drehen uns im Grab um.