Winner
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Thema
des Wettbewerbs: "MUT & INDIVIDUALITÄT, Courage zum eigenen Glück" |
Topic
of the Contest: "BRAVERY & INDIVIDUALITY, Courage To Create Your Own Luck" |
DIE "LORD JIM LOGE", MONOCHROM UND DIE ZUKUNFT DES INDIVIDUALISMUS |
THE
"LORD JIM LODGE", MONOCHROM AND THE FUTURE OF INDIVIDUALISM |
Die Lord-Jim-Loge wurde in den 1980er Jahren von den Künstlern Jörg Schlick, Martin Kippenberger, Albert Oehlen und Wolfgang Bauer gegründet. Das Motto der Loge lautete: "Keiner hilft Keinem". Jörg Schlick war der Herausgeber der Zeitschrift "Sonne Busen Hammer", das Zentralorgan der Loge. Jedes Mitglied war angehalten, das Logen-Logo oder auch "Sonne Busen Hammer"-Symbol und den Schriftzug "Keiner hilft Keinem" in seinen Werken zu applizieren. Erklärtes Ziel war, dieses Logo "bekannter zu machen als das von Coca Cola". Martin Kippenberger versuchte dies u. a. durch seine Selbstportraits von 1988 und die so genannten "U-Bahn-Stationen" (bei diesem Projekt sollte ein weltumspannendes U-Bahn-System errichtet werden, gebaut wurden aber nur Fake-Eingänge und -Lüftungsschächte). Durch die internationale Anerkennung der Oeuvres von Kippenberger, Oehlen und Schlick hat die Lord-Jim-Loge bereits einen relativen Bekanntheitsgrad erreicht. Dennoch blieb die Verbreitung des Logos dergestalt im Rahmen des Systems Kunst und von dessen – trotz der internationalen Reputation, die die Vorgenannten mittlerweile erlangt haben – nur peripherer Geltung verhaftet. Als bewusste Einschaltung in Werke der bildenden Kunst war es bislang auf deren letzten Endes eben doch nur materielle Existenzform begrenzt (alles, was über eine zweite, sozusagen "ideelle" Existenzform des Kunstwerks während der letzten Jahrhunderte vor allem in Deutschland behauptet wurde, ist nicht einmal gelungene Kompensation dieses existenzialen Mangels). Denn – abgesehen von der eher spärlichen Reproduktion in Publikationen des Kunstumfeldes – ist die Trägersubstanz "Kunstwerk" im Bezug auf das "Sonne Busen Hammer"-Logo ja stets eine, die – um mit Walter Benjamin zu sprechen – an ihr "Hier und Jetzt", ihren konkreten Aufenthaltsort, geknüpft ist, was eine äußerst grobstoffliche Seinsweise darstellt. Auch Halbheiten wie Netzkunst leisten da nicht wirklich Abhilfe! Was gerade Werken der bildenden Kunst mangelt, solange sie nicht einen Formatwechsel von der Leinwand in die Massengesellschaft vorzunehmen in der Lage sind, ist jene globale Gleichzeitigkeit, die der "Ware", ihrer klassischen Opponentin um gesellschaftliche Aufmerksamkeitsressourcen, scheinbar mühelos zufließt. Auch davon handelt der Sinnspruch der Lord-Jim-Loge, der die Vergeblichkeit seines Anliegens ja bereits einbedacht hat. Darin bestünde nämlich sein einziger Gehalt, der die Fünf-Bier-Schwere vieler Einfälle der an der Logengründung beteiligten überdauern würde. Diese Strategie, die eigene gesellschaftliche Ohnmacht anzusingen, ist wiederum das Ergebnis jener inneren Haltung einer Kunst, die sich an ihrem Off-Ort innerhalb der Wertschöpfungsketten kultureller Zeichenproduktion häuslich eingenistet hat. Kippenberger, Oehlen, Schlick repräsentieren eine solche künstlerische Selbstironisierungsstrategie an der Schwelle zur Globalisierung der Symbole. Im März 2006 wurde bekannt gegeben, dass die Wiener Gruppe monochrom alle Marken- und Nutzungsrechte der Lord-Jim-Loge erworben hat. Kurz vor dem Tod ihres Gründungsmitglieds Jörg Schlick haben wir ihm alle Rechte entsprechend den einschlägigen nationalen und internationalen Reglements (in Angelegenheiten des geistigen Eigentums, des Copyrights, des Markenrechts, der Nutzungsrechte) in einem Pauschalarrangement abgekauft. Darüber hinaus wurden weiterführende Vereinbarungen getroffen, um etwaige anfallende Folgerechtsansprüche im Zusammenhang mit dem künstlerischen Werk "Lord-Jim-Loge" ebenfalls an monochrom zu übertragen. Dies versetzt uns in die Lage, längst fällige Synergieeffekte zwischen Coca Cola und der Lord-Jim-Loge ins Werk zu setzen. Die einzige Möglichkeit, den im Logen-Logo formulierten Anspruch zu realisieren, bestünde nämlich darin, ein Habitat der Warenwelt als Trägersubstanz zu nutzen, um seine Botschaft über deren Distributionskanäle ins öffentliche Bewusstsein zu schleusen. Aufgrund der geringen Bekanntheit des Logos bietet es sich daher an, sich vorübergehend mit der mächtigen Konkurrentin zu verbünden, denn wer wäre dazu besser in der Lage, als die Coca-Cola-Corporation selbst, die vielleicht die weltweit derzeit bedeutendste pole position in Sachen Markenplatzierung hält (und die nach dem symbolischen Verschwinden ihres angestammten Kontrahenten Pepsi ohnehin eines neuen Gegenübers dringend bedürfte). Denn schließlich, Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern auch die KonkurrentInnen. Erst im Abtausch miteinander können starke Individuen dieser ihrer Individualität innewerden, und sich durchsetzen. Wir glauben, dass nicht nur die historischen Beatles von dem von ihnen inszenierten Popularitätswettstreit mit Jesus profitiert haben – sondern vice versa auch dieser selbst: Unversehens fand er sich nämlich aufgrund dieser scheinbaren Hybris in der Populärkultur wieder, und wurde so als historische Messlatte weit über seinen angestammten Geltungsbereich hinaus bestätigt. Wir würden daher gerne den ausgeschriebenen Wettbewerb als einen Testlauf für ein derartiges Miteinander-Gegeneinander nutzen. Coca Cola und Lord-Jim-Loge – together at last! Das symbolische-ökonomische Kapital der Lord-Jim-Loge und das ökonomisch-symbolische Kapital von Coca Cola sollen sich verschränken und den Weg in ein besseres Morgen weisen. Für eine Welt der radikalen Schönheit und der exklusiven Flaschen in kleinen Auflagen! Schließlich sind wir alle Individuen – solange zumindest, bis uns irgendwer das Gegenteil beweist. |
The Lord Jim Lodge was founded during the 1980s by the artists Jörg Schlick, Martin Kippenberger, Albert Oehlen and Wolfgang Bauer. The lodge’s motto is: "No one helps nobody.” Jörg Schlick was the publisher of the magazine "Sun Breasts Hammer”, the lodge’s central organ. Every member was obliged to use the lodge logo and/or the "Sun Breasts Hammer” symbol and the slogan "No one helps nobody” in his work. The group’s declared goal was to make the logo "more well known than that of Coca-Cola”. Martin Kippenberger attempted to achieve this aim through his 1988 self-portraits and his "subway stations” (a project that endeavored to create a worldwide subway system, whereby only fake entrances and ventilation ducts were actually built). Thanks to the international recognition received by the oeuvres of Kippenberger, Oehlen and Schlick the Lord Jim Lodge has already attained a relatively high degree of notoriety. Still, the logo’s dissemination has remained – despite the international reputation that these artists have achieved – within the framework of the art system and its peripheral importance. As an intentional addition to works of visual art it was in the end limited by their material form of existence. (Everything that has been claimed in recent centuries, primarily in Germany, regarding the artwork’s second, so-called "ideal” form of existence is not even a successful compensation for this existential deficiency.) Irrespective of the logo’s relatively infrequent reproduction in art-world publications, the artwork as a vehicle of transmission for the "Sun Breasts Hammer” logo is destined – in the sense of Walter Benjamin – to remain forever tied to its "here and now”, to its physical location. This represents an extremely primitive form of being, and well-meant efforts like net art are of no real help either. What the work of visual art is lacking, as long as it is not in a position to change its format from the canvas to consumer society, is the global simultaneity that flows with seeming effortlessness to "merchandise”, its classic opponent in the struggle for today’s key resource: public attention. This dilemma is addressed in the Lord Jim Lodge slogan, which already takes the hopelessness of the endeavor into account. Herein is its only content, which will outlast the five-beer weight of many of the inspirations of those involved in the lodge’s founding. This strategy – the lamentation of one’s own social powerlessness – is the result of the inner posture of an art that has made itself at home in its off venue along the wayside of the added value chains of cultural sign production. Kippenberger, Oehlen and Schlick embody such an artistic strategy of self-ironization on the threshold of the symbol’s globalization. In March 2006 it was announced that the Viennese group monochrom has assumed ownership of all trademark and usage rights of the artist Jörg Schlick’s Lord Jim Lodge. Shortly before the death of founding member Jörg Schlick, we purchased from him in a package deal all rights pertaining to intellectual property, copyright, trademark, and usage in accordance with national and international regulations. Furthermore, additional agreements were made devolving to monochrom any and every legal claim pertaining to resale rights involving the artwork Lord Jim Lodge. This puts us in a position to set in motion long overdue synergy effects between Coca-Cola and the Lord Jim Lodge. The only possibility for realizing the challenge formulated in the lodge logo is to use a habitat in the merchandise world as a vehicle of transmission for guiding the message through that world’s channels of distribution and into public consciousness. Due to the logo’s minimal recognition it seems most favorable to temporarily enter into a union with the powerful competitor: who is in a better position to garner public attention than the Coca-Cola Corporation itself, a company that for all practical purposes holds the pole position in market placement (and anyway is urgently in need of a new adversary in the wake of the symbolic disappearance of its traditional rival Pepsi). In the end, competition stimulates not only the market, but also the competitors. It is interaction with one another that allows strong individuals to become aware of their individuality and win recognition. We believe that it was not only the history-making Beatles who profited from their cleverly staged rivalry for popularity with Jesus, but that vice versa he also benefited: it was in fact because of this seeming hubris that he found himself in the midst of modern popular culture. In his function as a historic standard of measure he was confirmed far beyond the scope of his traditional sphere of influence. Thus we would like to use the prize as a trial run for such a form of cooperation/competition. Coca-Cola and Lord Jim Lodge – together at last! The symbolic-economic capital of the Lord Jim Lodge and the economic-symbolic capital of Coca-Cola will be brought together, paving the way for a better future. For a world of radical beauty and exclusive bottles in small editions! In the end we are all individuals – at least as long as nobody comes along and proves the contrary. |
Eine limitierte Auflage von 50.000 Flaschen wurde am 22. September 2006 präsentiert. | A limited edition of 50,000 Lord bottles was presented on September 22, 2006. |