Betrifft: Ich will doch nur provozieren! Sehr geehrter Prof. Dr. Ruppert, ich möchte sie darauf hinweisen, dass ich die als Anhang beigefügten Gratispostkarten aus dem im Vorraum der Bamberger Mensa, Austraße 3, aufgestellten Study-Card-Kästen in einer dem Zweck dieser Gratispostkarten-Ständer-Installation zuwiderlaufender Anzahl entwendet (ca. je 300) und sie im weiteren Verlauf meiner Aktion mit Aufklebern verfremdet habe, die sich in zynischer und provokativer Weise über den tragischen, aber - vom Standpunkt der offenen Gesellschaft aus gesehen - unvermeidlichen Tod einer hohen Anzahl von Kindern während der von Seiten der freien Welt gegen den Irak verhängten Sanktionen lustig macht, ohne eine mögliche Alternative zu diesem weltgeschichtlichen Ereignis benennen zu können. Schließlich habe ich die Karten mit der Absicht zu schockieren und zu stören zurückgestellt, wo sie auch von den Studenten und Studentinnen der Otto-Friedrich Universität Bamberg bis auf einen kleinen Rest entnommen wurden. Weiterhin habe ich auf den Rückseiten der Postkarten einen zusätzlichen Aufkleber angebracht, der diese präparierten Karten als künstlerische Arbeit des international anerkannten österreichischen Künstlers Georg Paul Thomann ausweist. Dies ist eine Fälschung und eine widerrechtliche Benutzung des Namens des vorstehenden Künstlers, der durch seine radikale Infragestellung der Mechanismen des gesellschaftlichen Teilsystems Kunst hohes Ansehen in der internationalen Kunstszene genießt. Insgesamt erscheint mir meine Aktion, die gar keinen kritischen Beitrag zu der Frage nach den Chancen und den Grenzen der offenen Gesellschaft leisten will, sondern aufgrund einer Wette zustandekam, die überdies in angetrunkenem Zustand abgeschlossen wurde, geeignet, das Ansehen der Bamberger Otto-Friedrich-Universität zwar nicht zu schmälern, denn was stört es eine Eiche, wenn eine Sau sich an ihr reibt, aber trotzdem, es geht um's Prinzip. Da könnte ja jeder kommen! Wenn Sie mir diesen Studentenulk durchgehen lassen, dann kommen morgen vielleicht rechtsradikale Splittergruppen und tun es mir nach. Ich fordere Strafe, wenn nicht, werde ich es bestimmt wiedertun! Überdies ist es nicht einzusehen, dass zwar die universitätseigene Zeitschrift "uni.doc" für das Verbreiten kontroversieller Meinungen zum Thema "Rechtschreibereform" gerügt wird, ich aber sowas darf. Ich fordere Sie daher auf, mich umgehend zu exmatrikulieren. Zu meiner Person: Ich bin zwischen 25 und 32, weiß, männlich, heterosexuell und wollte als Kind immer Astronaut werden. Finden Sie mich! P.S.: Kleiner Tipp: Die erste Stelle meiner Immatrikulationsnummer ergibt die Quersumme 4, die zweite die Quersumme 28. Hochachtungsvoll (Georg Paul Thomann, enfant terrible der österreichischen Kunstszene)