Oktober 02
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Kråke Mikunda - die Transkription der Rede für Oktober 2002!

[Kråke betritt nach mehreren Handshake-Runden durch das Lokal B72 die Bühne.]

Liebe Wählerinnen, liebe Wähler, liebe Unterhaltungsnehmer und Unterhaltungsgeber!

[Eine Dame aus dem Publikum überreicht Kråke Mikunda ein Baby.]

Vielen Dank für diesen herzlichen Empfang, hier im b72. ich hoffe, Sie hatten bis jetzt einen angenehmen Abend.

Falls man das von weiter hinten nicht so genau erkennen kann, möchte ich Sie gleich beruhigen: das ist kein echtes Baby [Kråke klopft dabei als Beweis mit dem Kopf der Puppe auf das Rednerpult], denn dies ist weder die Zeit, noch der Ort für ein kleines Kind. da sind wir uns ja alle einig. Vielleicht finden Sie die Szene mit der Kindesüberreichung ja auch unglaubwürdig. aber Sie würden staunen, wie oft mir in letzter Zeit Babys überreicht worden sind. Ist das nicht der größte und rührendste Vertrauensbeweis, den eine Frau einem Politiker erbringen kann? und auch wenn’s diesmal gestellt war, so bin ich der Ansicht, dass uns diese Babypuppe als Symbol dienen kann und muss. So wie ein Baby noch nichts über die Welt weiß, so wissen auch Sie nichts über mich und meine neue politische Bewegung. Ich würde mir wünschen, dass Sie die kommenden 6 Abende unserer Veranstaltungsreihe mit den neugierigen Augen eines kleinen Kindes verschlingen. Setzen wir die Puppe einfach hier hin [setzt die Puppe aufs Rednerpult, die Puppe fällt runter]. Oje!. Das wollte ich nicht. Zum Glück ist nichts passiert und ein Bissl Dreck ist in der Kindheit gut fürs Immunsystem. [irgendwer hebt die Puppe wieder auf]
Danke!
Vielleicht darf ich mich kurz vorstellen und kurz erklären, um was es hier geht:

Mein Name ist Kråke Mikunda. ich bin der Vorsitzende der Bürgerliste LHL. Wir von der Bürgerliste LHL wollen hier im b72 sechs Informationsveranstaltungen abhalten, die Ihnen einen möglichst guten Einblick in unser Programm geben sollen. ich bin mir sicher, dass Sie bald feststellen werden, dass unsere klare Linie, unsere durchdachten Strategien und unsere Haltungen sich stark von denen herkömmlicher Parteien unterscheiden, und dass Sie sich sehr bald damit identifizieren werden.
Denn das Menschliche Gehirn arbeitet ja im Prinzip wie ein Computer: Eingabe - Verarbeitung -Ausgabe. Und wenn das Programm stimmt, dann kommt auch immer dasselbe dabei heraus. und deswegen ist ein Konsens möglich. Deswegen bin ich für jedermann wählbar und nicht nur für eine bestimmte Schicht oder Menschen einer bestimmten Gesinnung. Was zählt sind nicht Begriffe wie "links" und "rechts". Diese Begriffe sind veraltet. ich biete einfach nur den optimalen Weg für unser Land - nicht mehr und nicht weniger. Das ist die eigentliche Aufgabe der Politik! Leider ist das vielen Politikern aber auch Wählern viel zu wenig bewusst. Leider wird in Österreich immer noch viel zu viel polarisiert. Und das, obwohl wir doch alle in einem Boot sitzen. Kein Wunder, dass man als Politiker in Österreich mit einer hohen Politikverdrossenheit konfrontiert ist. Ich merke das sehr deutlich, wenn ich mit den Menschen auf der Straße rede und das tu ich mehrmals täglich. wenn Sie heute jemanden auf der Straße nach seiner politischen Haltung fragen, was wird er dann sagen? "Is ma wurscht", "des sind doch ollas Oaschlecha". _Das_ werden Sie hören. und da kann ich nur sagen: Sie haben recht!! Die vielzitierte Politikverdrossenheit der Österreicher besteht vollkommen zu Recht! Die klassische Politik, so wie Sie momentan im Wahlkampf wieder sehr stark zu beobachten ist, geht am Wähler vorbei! Überall wird gelogen, polemisiert und an den wahren Problemen vorbei geredet! Es ist doch heutzutage jeder ratlos, der ein Wahllokal betritt. Mir ist es ja genauso ergangen. Ich bin ja nicht als Politiker auf die Welt gekommen. Ich habe angefangen als Fernsehsprecher bei einem Lokalsender hier in Wien. dann hab mich selbstständig gemacht. und da hab ich gemerkt, dass einiges faul ist in diesem Land. Bürokratie!
Untragbare steuerliche Belastung! Unzureichende Infrastrukturen! Um nur drei Beispiele zu nennen. es liegt einfach in meiner Natur, die Dinge bei der Wurzel zu packen. Deswegen habe ich beschlossen in die Politik zu gehen. Und so habe ich diesen Sommer die Bürgerliste LHL gegründet.

Nun fragt mich ein jeder, wo wir uns auf der politischen Skala befinden. Die Antwort ist wenig überraschend: in der MITTE. Und zwar genau in der Mitte. Nun: das behaupten heute fast alle Parteien. Und doch ist in der Mitte noch ein Platz frei. Wir sind nicht Mitte rechts, wie die ÖVP und nicht Mitte links, wie die SPÖ. sondern die "absolute Mitte". Die absolute Mitte ist ein Punkt auf der politischen Skala, der, ähnlich wie der absolute Nullpunkt der Temperatur, nie exakt erreicht werden kann. das liegt daran, dass das Modell einer eindimensionalen Skala von links außen bis rechts außen [Strich auf dem Flipchart], nicht ausrecht, um die gesellschaftlichen Realitäten abzubilden. in Wirklichkeit ist das alles furchtbar kompliziert. In Wirklichkeit braucht es ein komplexes, unförmiges, mehrdimensionales Gebilde, um abzubilden, welche Vorstellungen in den Köpfen der Österreicher umherschwirren [zeichnet wirres Gebilde am Flipchart]. Wer kann hier schon sagen, was die Mitte ist? Zum Glück haben wir heute die modernen Methoden der Chaostheorie, damit wir uns auch bei solchen Gebilden an die absolute Mitte annähern können. Mir ist kein Politiker in Österreich bekannt, der diese hochkomplexen Gleichungssysteme auflösen kann. bis auf einen. Nämlich mich. Ich war schon in der Schule immer der Beste in Mathe und hab auch einen Wettbewerb vom Land Niederösterreich gewonnen. Das ist das Geheimnis meines sich bald einstellenden Erfolges. In der Mitte dieses imaginären Körpers habe ich die minimale Entfernung zu jedem von Ihnen! Und das ist es, was Wähler letztlich wollen. Sie wollen sich dem Gewählten nahe fühlen. Oder?

Tja, weil wir gerade beim Thema "Wählen" sind: leider dürfen wir bei den Nationalratswahlen im November nicht antreten. Wir haben die notwendigen 2600 Unterstützungserklärungen nicht rechtzeitig zusammen bekommen. Das liegt schlicht und einfach daran, dass wir noch nicht bekannt genug sind. Die amtierende Regierung hat uns mit ihrer plötzlichen Auflösung einen ziemlich dicken Strich durch unsere Wahlkampfplanung gemacht. Es würde mich nicht wundern, wenn sie das absichtlich getan haben, denn es ist vollkommen klar, dass sich die großen Parteien vor uns fürchten. Sie wissen, dass uns die Zukunft gehört und Ihnen nur die Gegenwart. Diese Schlacht haben sie noch einmal gewonnen und das tut mir nicht nur für mich, sondern auch für Sie aufrichtig leid. Aber ich verspreche Ihnen eines: spätestens bei den Wiener Gemeinderatswahlen 2006 sind wir dabei. und ich sage bewusst "spätestens", weil die Lebensdauern der Koalitionen zwischen den vier Großen immer kürzer werden. Wenn die nächste Regierung zerbricht werden wir darauf vorbereitet sein! Ich werde schon noch früh genug IHR Kanzler, ein Kanzler der Herzen! außerdem können wir auch außerparlamentarisch viel erreichen, indem wir auf die Menschen zugehen, mit Ihnen reden und mit Ihnen gemeinsam was auf die Beine stellen.

In diesem Zusammenhang finde ich es vor allem wichtig, junge, kreative Leute zu fördern, die noch ihren Platz in der Gesellschaft suchen. deswegen habe ich 6 Musikergruppen ausgewählt, die ich für besonders talentiert halte. Ich möchte diesen Menschen die Möglichkeit geben hier bei mir aufzutreten und mal so richtig zu zeigen, was Sie können. Das gibt ihnen die Chance die sie brauchen, und für mich ist es eine Aufwertung meiner Kampagne, weil für Sie dabei ein mehrwert an Unterhaltung herausspringt. Politik und Unterhaltung ist nicht länger ein Gegensatz. Den Auftakt machen heute Matthias Kertal und seine Kolleginnen, auf die ich mich schon sehr freue. Aber nicht nur Musiker kriegen eine Chance bei mir. es gibt noch viele andere junge Initiativen in denen ein mächtiges Potential steckt und die nur auf ihren Durchbruch warten. Als erstes Beispiel möchte ich euch heute das Meinungsforschungsinstitut "Gold Extra" präsentieren. Ich persönlich bewundere und unterstütze diese vor unbeugsamem Idealismus strotzenden und hingebungsvoll von ihrer Arbeit im Dienste der Wissenschaft und letztlich der Wahrheit selbst getriebenen Damen von Gold Extra von ganzem Herzen. Denn es ist sehr wohl ein Problem in diesem Land, dass die alteingesessenen Meinungsforschungsinstitute diese unparteiische Haltung oft ein wenig missen lassen. Was liegt also näher, als Gold Extra damit zu beauftragen zu erforschen, wie Kråke Mikunda bei den Österreichern und Österreicherinnen ankommt, und das Ergebnis hier und heute live zu präsentieren? Ich fürchte mich nicht vor der Wahrheit! Begrüßen Sie mit mir die unbestechlichen und bezaubernden Mitarbeiterinnen von GOOOOLD EXTRAA!!!!

[Dr. Sonne und Dr. Aiche von Gold Extra betreten die Bühne.]

Ich bin schon gespannt was Sie über mich zu berichten wissen. Haben Sie denn auch herausgefunden, dass ich Ally MacBeal mag - obwohl sie so schlimm hungert? Ich bin auch der Vorsitzende des Terry Pratchett Fanclubs Österreich. Manchmal schätze ich es Tontauben zu schießen, da gönne ich mir ein Laster. Ab und an blättere ich einfach nur so im Brockhaus und zappe auch einfach so im TV - obwohl ich lieber mit Fernsehprogramm fernsehe ... ich schätze den feinen Humor von Jack Lemmon ...

[Mikunda wird freundlich von der Bühne gewiesen]

[Gold Extra präsentieren ihre Forschungsergenisse zu Kråke Mikunda, diese fallen äußerst positiv aus.]

Kråke: Danke Gold Extra!

Politik is skateable!

Und das meine ich ernst.

"So jung komma nimma mehr zsamm" - ein Spruch, der nicht nur von meiner Elterngeneration gesagt wurde, sondern auch ich sage ihn und ich habe ihn auch einmal von Gymnasial-unterstufen-Schülern in einer Wiener U-Bahn gehört. Aber was deutet und BEdeutet er?

Unsere Welt ist im Fluss, auch wenn man nicht zweimal in den selben Fluss steigen kann. Flexibilität bewahren, Zukunft schaffen. Und das geht nicht ohne die jüngere Generation.

Ich stehe mit meiner Politik für eine aktive Jugendkultur ohne wenn und aber. Heute Abend möchte ich Ihnen beweisen, dass das kein Lippenbekenntnis ist. jeder Politiker heftet sich gern auf die Fahnen, etwas für die Jugend zu tun. doch in Wirklichkeit ist "Jugend" für die etablierten Parteien nur "das Jung-sein mit sechs Buchstaben" aus dem Kreuzworträtsel.

Und auch wenn man diesen Politikern statistische Daten über Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch, Kriminalität, und andere Probleme, die einen Jugendlichen heute gefährden, vorlegt, so klafft doch immer ein tiefes Loch zwischen der Erkenntnis der Fakten und der Einsicht über die Ursachen dieser Probleme. Aber diese Einsicht wäre so verdammt wichtig! nur wer die Jugendlichen versteht, wird ihnen helfen können. weil sich junge Menschen auch nicht von jemandem helfen lassen wollen, der nicht weiß, was Counterstrike, Java Script oder "Snoop Doggy Dog" ist.

Auch heute noch ist es so, dass niemandem über dreißig über den Weg getraut wird. einzige Ausnahme sind die Stones. VIELLEICHT noch Santana. Aber das war es auch schon.

Das tiefe Verständnis für die Gedankenwelt eines Jugendlichen lässt sich nur durch ständigen Kontakt aufbauen. das ist harte Arbeit und braucht einen ganzen Mann. Ich stehe in ständiger Verbindung mit
dem Elternverein Purkersdorf,
dem Forum Politische Bildung,
dem Institut für Freizeitpädagogik / Wien,
dem Institut für Suchtprävention / Wien,
dem Katholisches Jugendwerk Österreich,
dem LandesJugendreferat Steiermark,
der Koordinierungsstelle für Informations- und Kommunikationstechnologien in der außerschulischen Jugendarbeit,
dem ÖGB - Jugendreferat OÖ,
der Österreichischen AlpenvereinsJugend,
der Wiener Graffitizentrale und dem
Ernst Kirchweger Haus.

Weiters besuche ich öfters den Plattenladen Rave Up und auch das Quartier 21 im Museumsquartier.

Ich bin auch gerne im Flex, obwohl ich finde, dass von Thomas Eller hier einiges an wirtschaftlichem Potential vergeben wird, bitte - das sagen führende Expertinnen! Ich stelle mich hier gerne der Diskussion. Ins U4 gehe ich nicht mehr, das ist ja eher nicht mehr wichtig. Um das BACH ist es mir jedenfalls schade, da hab ich einmal einen guten Cocktail getrunken.

In meiner Jugend hatte ich einmal auch etwas längere Haare. Jeder Generation
ihre Neigungen!

Ich spreche gerne über meine Definition von "Vibes". Diese sind wichtig, nicht nur in Musik und Trend, sondern auch im politischen Gefüge der Republik Österreich. Wie ich einmal gesagt habe: "Hip-Hop statt Hick-Hack!".

Aus meinem Erfahrungsschatz weiß ich heute, dass es vor allem eine zentrale Ursache für das Scheitern vieler Jugendlicher am steinigen weg ins Erwachsen werden gibt: mangelnder Unternehmergeist!

Ein Problem, das in Österreich schon seit Menschengedenken von Generation zu Generation weiter geschleppt wird und auch massive Auswirkungen auf das spätere Erwachsenenleben hat. ein junger Mensch kann nicht früh genug anfangen zu denken wie ein Unternehmer. denn in Wirklichkeit IST jeder Mensch ein Unternehmer. im einfachsten Fall handelt es sich um ein Ein-mann-oder-frau-Unternehmen. Jeder muss lernen Verantwortung für sich selbst zu tragen, sich selbst am Arbeitsmarkt oder auch im Privatleben zu vermarkten, stets das beste zu geben, zu wissen wo er oder sie hin will.

Deswegen würde ich Ihnen, meine Damen und Herren, gerne diesen Satz einpflanzen und auf den Weg mitgeben: ICH BIN UNTERNEHMER.

Verinnerlichen Sie diesen Satz!

Jetzt werden wir sehen, ob Sie mir überhaupt zuhören....

[Mikunda geht ins Publikum. Er bitte die Wählerinnen und Wähler „Ich bin Unternehmer“ zu sagen. Einer sagt aber „Ich bin Asozialer“. Mikunda bittet ihn sofort auf die Bühne.]

Jetzt sag ich Ihnen eh schon vor, was Sie sagen sollen! Trotzdem arbeiten Sie dagegen. Vermutlich, um mich zu hänseln. aber das wird Ihnen nicht gelingen. denn was ist passiert: durch ihre kontroversielle Antwort sind Sie aufgefallen. Sie haben Aufmerksamkeit auf sich gezogen - haben sich vermarktet! Und das ist genau der Unternehmergeist, den ich sehen will. Ich bin vollauf zufrieden. und deswegen bekommen Sie zur Belohnung eine Kråke-Mikuda-Baseball Kappe! Herzlichen Glückwunsch! Schönen Abend noch!

Früher wollten die Kids Astronaut werden, heute wollen sie Broker sein, sie stehen auf Yahoo-Aktien und der Dow Jones ist für sie - neben ihrer Gang - das Wichtigste auf der Welt. und das ist für mich das entscheidende Kriterium: hat der Mensch einen Plan vom Leben oder nicht? Wenn ja, dann wird sich auch alles zum Guten wenden. wenn nein, dann braucht er oder sie auf deutsch gesagt einen Tritt in den Arsch. Und das meine ich jetzt nicht böse, sondern im positiven, väterlichen oder kumpelhaften Sinne. meistens ist es so, dass mangelnder Unternehmergeist von falsch verstandener anti-autoritärer Erziehung herrührt. _natürlich_ müssen Eltern auch autoritär sein! Kinder brauchen Grenzen! Ein freundliches, elterliches Schengen. und hier ist die entscheidende Frage, wie man auf solche Grenzen aufmerksam macht. Da wurden in der Vergangenheit von Eltern die meisten Fehler gemacht. Und deswegen ist Autorität so in Verruf geraten. als positives Beispiel möchte ich in diesem Zusammenhang Bill Cosby nennen. aber leider haben nicht alle Menschen in Österreich so viel Fingerspitzengefühl bei der Erziehung wie er. Und
deswegen gibt es in Wien auch so viele Punks.

Das soll jetzt nicht missverstanden werden. Jeder Mensch hat das gute Recht ein Punk zu sein. Die Punk-Kultur ist in den Siebzigern in England entstanden. die damalige Politik der Margret Thatcher hat zur Verarmung vieler Jugendlicher geführt. Zurecht wandten sie sich von der Gesellschaft ab und provozierten durch ihr ungustiöses Aussehen.

Wenn die Erziehung der Eltern versagt, dann ist die Politik gefordert, um als Fangnetz zu agieren. fehlt dieser wichtige Fallback-Mechanismus, dann heißt es für die Jugendlichen "no future!".
Ich will, dass es in Wien keine "echten" Punks mehr gibt. genauso, wie ich will, dass es in Wien keine Obdachlosen, die so genannten "Sandler", mehr gibt. diesen Menschen muss und kann geholfen werden. die /Kultur/ der Punks, ihre wundervolle Musik, die soll aber weiter leben. Drum sage ich: /repariert/, was euch kaputt macht!

Und wenn sich jemand so anzieht wie ein Punk, weil ihm das eben gefällt, dann finde ich das okay. ich habe ja selbst ein Bauchnabel Piercing. das soll aber nicht als Anbiederung verstanden werden. das war für mich eine ganz private und intime Entscheidung. ich zeigs jetzt auch nicht her.

Viel lieber prämiere ich jetzt den Gewinner meines Aufsatzwettbewerbes zum Thema "Repräsentative Demokratie - Cool as Hell". unter den vielen fabelhaften Zusendungen, die ich bekommen habe, einen einzigen herausragenden Literaten zu bestimmen, hat mir mehr schlaflose Nächte beschert, als ein paar Millionen Euro Staatsschulden mehr es getan hätten. das war natürlich nur ein Scherz. aber schwer wars schon. der Gewinner ist...
MARIO MICHLITS !!!!
Bitte auf die Bühne!

[Mario Michlits kommt auf die Bühne und verliest seinen Aufsatz.]

Mario: Stelle sich jeMenschd vor, der König von England kommt in eines/r Bürgers/Bürgerin Haus, setzt sich auf den Fauteuil und macht sich ein Dosenbier auf. Unmöglich, wird Mensch sagen, Könige haben bei uns doch nichts mehr zu melden, sie dürfen vielleicht noch um den sechsten ersten Weihrauch verteilen und Euronen für gute Werke sammeln. Richtig, aber warum sind wir in dieser beneidenswerten Lage?
Oder Mensch nehme ein schweineförmiges Nachbarland, blicke in ein repräsentatives Kanton, vielleicht das Engadin, und wundere sich über eine Volksinitiative zur Ersetzung des zweiten Partizips durch den Infinitiv, die aufgrund überzeugender aber volksverblendender Argumentation der InitiatorInnen mit 51% umgesetzt wird. „Wir haben einen Fehler gemacht“, werden die Befürworter vielleicht insgeheim eingestehen. Aber dann ist es zu spät. Im schnitzelförmigen Heimatland unmöglich, klar doch!
Denn wir leben in einer repräsentativen Demokratie, dieser grekolatinen Wortkreation, die uns seit gut 50 Jahren das Leben versüßt. Demokratie, weil wir alle das Sagen haben, repräsentativ weil wir verblendungsresistente Vollprofis an unser statt die Entscheidungen treffen lassen und uns keine Gedanken machen müssen, ob Dativ oder Akkusativ, oder vielleicht sogar beides, ob StrichPunkt oder Semikolon. In diesem Sinne, Nationalratswahl rulez, Regierung kicks ass und you nasty Aristokratie go home!

[Applaus]

Kråke: Bravo! Der Preis ist übrigens mit 21,8 Euro dotiert. das entspricht nämlich genau 300 Schilling. ABER: Sie sollen nicht ein Verlierer, sondern ein Gewinner der Euro-Umstellung sein. deswegen runde ich auf, auf glatte 22 EURO!! Bitteschön!

Was wirst du mit dem Zaster machen?

Mario: Ich investiere.

[Mario verlässt die Bühne.]

Mikunda: Wir sind ja alle Antifas und Globalisierungskritiker. Die Zeiten wo ein
junger Mensch daran gemessen wurde, was er im Krieg geleistet hat, die sind lang vorbei. Aber heutzutage kämpfen wir an einer anderen Front. Es ist zwar durchaus ok, ab und zu abends nur ans Vergnügen zu denken - schließlich ist uns die Gastronomie auch ein wichtiger Wirtschaftszweig - aber die zentrale Frage muss uns immer vor Augen bleiben: Was leiste ich für den Standort?

Und da gefällt es mir sehr, wie viele junge Leute heute ihren Spaß mit dieser Frage verbinden. Wo das Ausgehen nicht nur ein besinnungsloses Sich-vollaufen-Lassen ist, sondern ein Projekt, wo Leute was auf die Beine stellen, einen Club organisieren, dafür Werbematerial verteilen und Promotion machen, als DJ auftreten und dabei nicht einfach ihre Lieblingsplatten abspielen, sondern richtig eine Kunst daraus machen, eine Profession, wo andere Leute dann was dafür zahlen, sodass Sie damit ihr Geld verdienen können.

Ich glaube dass Österreich mit seiner elektronischen Musikszene ein ganz ganz großartiger Brandingerfolg gelungen ist, den man nicht oft genug als Vorbild hinstellen kann und soll - dafür, wie es laufen kann und wie es letztlich laufen muss in unserer heutigen Welt. wenn junge Leute schon in jungen Jahren mit kleinen Initiativen beginnen, das kann ein Fanzine sein, eine Kabarettgruppe, ein kleiner Club, da lernt man die Sachen, die später wichtig werden - oft wird auch aus einer kleinen Spaßinitiative einmal ein profitables Business. und genau solche Leute brauchen wir.
Die MCs von heute sind bald die CEOs von morgen. Sie tauschen ihre Mikes, nicht unbedingt ihre Meinung.

Mein politisches Programm scheint einfach, ist aber die Lösung für viele Aufgaben - es gibt nämlich keine Probleme, nur Aufgaben. Unser Land ist ein großartiges Land, unsere Welt ist eine großartige Welt. Lassen Sie es mich anhand eines Beispiels erklären: Mit 11 Jahren habe ich angefangen zu rauchen. Ich bin nicht stolz darauf. Damals jedoch dachte ich, ich könnte meinen Schulkollegen und Schulkolleginnen damit beweisen, wie weit ich Ihnen voraus bin. Mit 16 ist dann Gott sei Dank die notwendige geistige Reife eingetreten um zu erkennen, was ich meinem Körper da fünf Jahre lang angetan hatte. Und was das gekostet hat! Zwei Packungen Zigaretten am Tag! Da hätte ich mir etliche Platten oder Bücher kaufen können! Kinder und Jugendliche können heute aus meinem Fehler von damals lernen. Deswegen verteile ich Röntgenbilder von meiner Lunge vor Schulen. Die Reaktionen sind verblüffend.

Ich sage immer: Jeder hat das Potential zum Bürger!

Ich hoffe, dass auch Jugendzeitschriften wie "Pop Rocky" oder "Bravo Mädchen" oder "Murder Dog Magazine" einmal schreiben werden: "Der Politiker Mikunda ist hochsympathisch." Lassen Sie mich dazu beitragen.

Ihr Unbehagen ist mein Unbehagen.
Die Zukunft hängt voller Chancen.

Für den heutigen Abend habe ich aus verschiedenen musikalischen und performativen Österreichischen Gruppierungen eine Gruppe zusammengestellt - oder gecastet, wie das im Neudeutschen heißt: MATTHIAS KERTAL und seine KOLLEGiNNEN.

In der heutigen Arbeitswelt ist das Team das wichtigste. Innovation, auch musikalische, wird von neugierigen Entdeckern, von begabten Realisatoren, von skeptischen Profis und von den Weg frei machenden Kämpfern gemacht. MATTHIAS KERTAL und seine KOLLEGiNNEN ist keine Traumgruppe, aber eine Gruppe, in der man seine Träume verwirklichen kann.

Applaus für Matthias Kertal!

[Matthias Kertal kommt auf die Bühne.]

Matthias, als du mir gemailt hast, dass das heutige Konzert den Titel "legalize it!" trägt, war ich schon ein bisschen verstört. aber dann hast du mir erklärt, dass das eigentlich einen recht harmlosen grund hat. kannst du die Geschichte noch einmal fürs Publikum erklären, damit wir nicht missverstanden werden?

Kertal: Ich habe davon geträumt.

Dann möchte ich zum Thema Musik noch eine Sache loswerden: die Zukunft ist "online". das stellt heute keiner mehr in Frage. das hat Vorteile, man muss aber auch die Augen aufmachen und die Nachteile sehen. denn es ergeben sich ja auch neue kriminelle Betätigungsfelder. die ganze Musikindustrie leidet momentan massiv unter einem Problem. der kommunistischen MP3-Technologie. Nun ist es leider passiert, dass viele Jugendlich auf die schiefe Bahn geraten sind und sich nichts dabei denken, wenn Sie Musik aus dem Internet downloaden. Ihnen ist dabei nicht bewusst, dass der Künstler dabei keinen Cent Geld sieht. wenn das so weiter geht, wird es bald keine Künstler mehr geben. Und das führt zur Verrohung unserer Gesellschaft. Deswegen möchte ich dir als Künstler die Gelegenheit geben hier vor den jungen Leuten zu erklären, was MP3 für DICH und deine Existenz bedeutet, während ich das hier zerstöre.

[Kråke zerreißt ein A4-großes MP3-Schild.]

[Kertal äußerst sich besorgt über die Verdammung von MP3 durch die Industrie, daraufhin gibt Kråke Mikunda ihm Recht, entschuldigt sich das MP3-Schild zerstört zu haben und verspricht sich zu bessern.]

[Das Konzert beginnt und endet.]

Danke, Matthias Kertal und KollegInnen! Danke!

Meine lieben Damen und Herren!
Es gibt jetzt noch eine Zugabe. Ich habe der Band das Versprechen abgerungen, dass sie für mich eine Kråke-Mikunda-Hymne schreiben und auch live hier spielen. und zwar werde ich das von jeder Band verlangen, die hier auftritt. Diese 6 Hymnen oder Stücke werden dann als Erinnerung an die 6 legendären Abende im b72 auf CD gebrannt. ich bin mir sicher: diese CD wird uns im Wahlkampf zur Gemeinderatswahl 2006 noch von großem Nutzen sein!
Der Verkaufserlös der CDs kommt übrigens dem Verein zur Förderung der selektiven Rezeptionsforschung im Sinne futurologischer Belange zugute. Es ist eine Charity-CD.
Während dieses Lied spielt, haben Sie, wenn Sie wollen, Gelegenheit sich mit mir ablichten zu lassen. Nennen Sie uns nur ihre e-mail-Adresse, und wir schicken Ihnen das bild in digitaler form zu.

[Matthias Kertal spielt das Lied „Lobet Mikunda!“]

Danke, danke! Ich bin stolz auf euch!!!

Meine Damen und Herren,
damit sind wir fast am Ende des Programms für heute angelangt. Natürlich gibt es noch bis um 4 in der Früh Musik, Tanz, Gespräche und Getränke.
Der letzte Programmpunkt ist ein bisschen improvisiert. Sie müssen wissen, dass es für uns letzte Woche schon ein sehr schwerer Schlag war, als wir sehen mussten, dass wir nicht zu Nationalratswahl antreten werden. Wir hatten gerade mal 50 Unterstützungserklärungen zusammen....MOMENT: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!
Jedenfalls fanden wir Trost. wir fanden Trost im Wienerlied. und diesen Trost wollen wir nun an alle unsere Sympathisanten weitergeben, für die die Wahl nächsten Monat so oder so eine herbe Enttäuschung sein wird.
Mein Wahlkampfmanager Kalendar, der auch ein bisschen Keyboard spielen kann, und ich geben nun für Sie ein altbekannte Wienerlied. Viel Vergnügen.

[Ein Wienerlied ertönt.]

Wenn das Wahlvolk net will, nutzt es gar nix,
Schrei net rum, bleib schön stumm, sag es war nix.
So war's immer, so bleibt es für ewige Zeit,
Einmal ob'n, einmal unt, einmal Freud', einmal Leid.
Wenn das Wahlvolk net will, nutzt es gar nix,
Sei net bös, net nervös, denk es war nix.
Renn nur nicht gleich verzweifelt und kopflos herum,
Denn das Wahlvolk weiß immer warum.

Das Leben hat mir eine Lehre geschenkt,
Es kommt immer anders, als man es sich denkt.
Drum soll man nie sagen, es muß und ich will!
Das Wahlvolk entscheidet, und du halte still.
Ist einmal die andre Partei an der Macht,
Das Volk denkt sehr gern auch mal um über Nacht
Das Ende wird immer von >unten< gemacht.

Wenn das Wahlvolk net will, nutzt es gar nix,
Schrei net rum, bleib schön stumm, sag es war nix.
So war's immer, so bleibt es für ewige Zeit,
Einmal ob'n, einmal unt, einmal Freud', einmal Leid.
Wenn das Wahlvolk net will, nutzt es gar nix,
Sei net bös, net nervös, denk es war nix.
Renn nur nicht gleich verzweifelt und kopflos herum,
Denn das Wahlvolk weiß immer warum.

[Lied endet, Applaus]

Und jetzt möchte ich euch schwitzen sehen! DJ "Toni Maroni", leg eine Platte auf, dass die Wände wackeln!!!

 

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