„Elftes Bild: Wie monochrom einen Wachstumsmarkt in die bildende Kunst copypastet und ihm beim Wachsen zusieht“

monochrom vereinbaren mit der Galeristin Gabriella Bleich-Rossi die Aufarbeitung der Logen-Übernahme als Ausstellung mit Vernissage am 15. Mai 2007. Der Ausstellungstitel lautet in Würdigung der diesbezüglichen gruppeninternen Email-Betreffzeilen-Bandwürmer: „Re:AW: [Wir] Fwd: Loge etc / OTS-Auss.f.Ubernahme; oel / businessplan // WICHTIG; wer?“.
monochrom gehen selbstbewusst davon aus, dass „die oiden Präsentationsmodi heuz’tag wichtiger sind als was man glaubt“. Um nicht zu sagen: Viel wichtiger.
Die Gruppe wählt als ästhetische Form einen 12-teiligen Ölgemäldezyklus. Denn Kunst ist seit jeher ja „das Reich der Mitte“ – egal, ob jetzt Klassik oder modern. Und die Lord Jim Loge muss mittenrein: ins Geschehen, in die „Fresse“, in die Anwaltsvorzimmer, in die Derrick-Villen, also in die Gegenwart, in das innerste Österreich, das g’schissene. Und was ist noch das Reich der Mitte? Richtig – niemand Geringeres als: China! Dieser undurchsichtige Wachstums-Rowdy am linken Weltrand. Wo ja Transformation aktuell aber sowas von kein Fremdwort ist. Wo sich der uralte Menschheitstraum erfüllt von der Fabrikproduktion der Van-Gogh-Sonnenblumen. (It’s a pixel thing you wouldn’t unterstand…) Wo Kopieren seit jeher eine angesehene Kunst war, ob jetzt Bildmedien oder Tonmedien oder Markenuhren. Oder Schuhe. Oder Parfüm. Oder Medikamente für Afrika.
China – wo der abendländischen Subjektautobiographik die erhabene Kalligraphie vor den Bug geknallt wurde. Wo nicht die Intentionen, sondern die Zeichen Tempel kriegen. The medium is the Chefsache there. Semiotischer Polytheismus statt Autor-Monotheismus! Usw. – Allen taugt’s.
Und weil monochrom-Mitglied Franz Ablinger im Herbst 2006 ohnehin gerade in dieser Weltgegend unterwegs ist, schicken seine KollegInnen ihn in jene Stadt aus den Medien, wo nur MalerInnen leben und malen. Eine ganze Stadt als Fließband, wenn Leni Riefenstahl das noch hätte erleben dürfen. Kunst im Zeitalter ihrer technischen Steuerbarkeit. Eine Art 24-hours-art-drive-through-paradise. All you can counterfeit. Wo einem ganz annehmbare kopierte Monets ins offene Maul fliegen. Dort lebt und malt Guo Cun Can, einer von unzählbaren. Franz Ablinger sucht ihn auf, und man wird schnell handelseinig. Er wird offizieller chinesischer monochrom-Trabant, wobei ihm völlig gleichgültig ist, wer oder was monochrom ist. Was monochrom total beeindruckt. Er hat ohnedies keinen Internetzugang. Trotzdem treffen die Photoshop-Vorlagen rechtzeitig ein und werden in Rekordzeit auf Leinwand gehauen.
Guo Cun Can stellt keine Fragen, auch nicht die, warum er sich selbst malen soll und darüber das Corbis-Wasserzeichen applizieren. Ihm doch wurscht. Und: Wer zahlt, schafft an. Seine stoizistische Haltung zum abendländischen Kunstirrsinn ist ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Absorptionsfähigkeit. Er ist der einzige ernstzunehmende Künstler des 21. Jahrhunderts. Und China ist ohnehin der Weltraum des 21. Jahrhunderts. Schade, dass das alles in einer globalen Öko-Katatstrophe versinken wird, denn es wäre spannend zu sehen, wie China seine Weltherrschaft, die spätestens fürs 22. Jahrhundert ins Haus steht, konkret gestaltet.
Das chinesische Partnerunternehmen Guo Cun Can beeindruckt durch termingerechte Lieferung der völlig ausdruckslosen Verölbilderung der schnell und fahrig zusammen geschmissenen Photoshop-Fantasien auf ungenügender Materialbasis. An den Verkäufen wird er sogar direkt beteiligt, und monochrom werden dadurch ihrer Rolle als verfickte Gutmenschen gerecht und freuen sich darauf, dass man sich ihren Namen wohl merken müssen wird.
Die Presseaussendung:

„Bereits im Mai 2006 konnte monochrom erste Einspielergebnisse durch Teilüberlassung des Logos an den US-amerikanischen Softdrinkhersteller The Coca Cola Company erzielen und aus diesen Mitteln Übernahmeverhandlungen mit weiteren Kunst- und Kulturorganismen bestreiten, um somit ihrer Vision einer ökonomischen Restrukturierung der so genannten österreichischen „Kunstszene“ zuzuarbeiten. Die Ergebnisse werden demnächst offiziell bekannt gegeben.
Aus Anlass dieser hervorragenden Kunstmarkt-Performance laden monochrom und Art-Consulting Teyssandier-Springer - in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Galerie Bleich-Rossi, Austroarts Consulting, MuseumsQuartier Wien, The Coca Cola Company, Landesbund Kunst & Kultur Kärnten, Ströck Art Center und Künstlerbedarf Hirmke, Hrabalekgasse 9a – Sie zu einer gemalten Rückschau auf das Geschäftsjahr 2006/2007 ein.“

Als Sonderposten der Ausstellung werden 100 Cola-Flaschen mit Sonne Busen Hammer-Applikation angeboten und wie folgt ausgepreist:

5 x 20 EUR
25 x 499,99 EUR
65 x 2.500 EUR
5 x 10.000 EUR